Fischerei zerstört die Meere | Greenpeace

2022-11-07 16:53:31 By : Mr. yongke liang

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Die Weiten der Ozeane erscheinen grenzenlos, ihre Ressourcen sind es nicht. Und doch bricht unser Hunger nach Fisch jedes Jahr neue Rekorde.

Blaue Leere, wo sich vor 20 Jahren noch bunte Fische tummelten: Schon beim Hobby-Tauchen fällt auf, wie dramatisch leergefischt unsere Meere sind. 

Vor allem die Fischgründe des Nordatlantiks und des Mittelmeers wurden mit gigantischen Schleppnetzen befischt; im Indischen Ozean kommen trotz internationalem Verbot immer noch Treibnetze zum Einsatz. Millionen Tonnen Jungfische und andere Meeresbewohner verenden als nutzloser Beifang. Auch in unseren heimischen Gewässern wird die Lage immer dramatischer: So ist der Dorschbestand in der Ostsee inzwischen kollabiert.

Um trotzdem die enorme Nachfrage nach Fisch zu decken, unternehmen internationale Fangflotten mittlerweile weite Reisen. Vor allem die Fischgründe vor Westafrika haben es ihnen angetan. Gigantische Fabrikschiffe plündern dort ganze Fischbestände und entziehen so Millionen von Küstenbewohner:innen die Existenzgrundlage.

Greenpeace setzt sich für eine nachhaltige Fischerei, gegen die internationale Piratenfischerei sowie für realistische Fangquoten ein, die auf wissenschaftlichen Forschungsergebnissen basieren und sich nicht am Bedarf orientieren. Sonst bleiben spätestens ab dem Jahre 2050 die Fischereiflotten in den Häfen – so wie sie es in der Ostsee teilweise jetzt schon tun müssen, weil Bestände zusammenbrechen und manche Fischfangquoten auf Null gesetzt sind.

Fisch aus dem Supermarkt erfüllt ökologische Standards oft nicht. Kleiner Ratgeber zum Fischkauf.

Seit 1970 hat sich die Weltbevölkerung mehr als verdoppelt und gleichzeitig mehr Appetit auf Fisch entwickelt. Lag der pro-Kopf-Verzehr damals weltweit noch bei unter 10 Kilo pro Jahr, ist er heute auf über 20 Kilo gestiegen. Um unser aller Appetit auf Fisch und Meeresfrüchte wie Garnelen und Muscheln zu stillen, gehen täglich Millionen Fischer:innen mit ihren Booten auf Fang, von der kleinen Piroge über den durchschnittlichen Kutter bis zum XXL-Trawler mit integrierter Fischfabrik und einer Ladekapazität von über 6.000 Tonnen.

Und dabei geht es nicht nur um unseren direkten Hunger auf Fisch, sondern auch um Tierfutter. In der Fischmehl-Fischerei in der Nord- und Ostsee werden zum Teil noch lebende Fische, etwa Sandaal und Sprotte, zu Fischmehl und Fischöl verkocht. Jedes Jahr enden weltweit über 30 Millionen Tonnen Fisch als billiges Futter für Hühner, Schweine oder auch Garnelen und Lachse in der Aquakultur. Für die „Produktion“ von nur einem Kilogramm Lachs können bis zu vier Kilo Fischmehl oder Fischöl nötig sein. 

Ein weiteres großes Problem sind die industriellen Fischereiflotten. Auf ihren Raubzügen orten sie große Schwärme per Echolot, Radar oder Hubschrauber. Mit kilometerlangen Leinen und gigantischen Netzen fangen sie in kurzer Zeit riesige Mengen. In der Ringwadenfischerei kommen Fischsammler (englisch FADs für Fish aggregating device) zum Einsatz. Mit riesigen Netzen werden ganze Thunfischschwärme umkreist und gefangen – zusammen mit anderen Meerestieren wie Haien, Rochen und Schildkröten. Der weltgrößte Thunfischfänger "Albatun Tres" aus Spanien kann auf nur einer Fischreise bis zu 3.200 Tonnen Fisch erbeuten und lagern. 

Hinzu kommt: Eine Industrie, die rücksichtslos die Ozeane plündert, kann auch für Menschen die Hölle sein. Die Bezahlung von Arbeitskräften macht 30-50 Prozent der gesamten Betriebskosten der Fischerei aus – ein hoher Anreiz, Personalkosten zu sparen. Es gibt Beweise, dass hauptsächlich südostasiatische Wanderarbeiter:innen mit falschen Versprechen auf Schiffe gelockt werden und dort unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und arbeiten müssen – “moderne Sklaverei” nennt dies eine wissenschaftliche Untersuchung. 

Auf hoher See werden oft die Fänge vom Fangschiff auf Kühlschiffe übergeben, eine als Transshipment bezeichnete Praxis. Dabei können illegale Fänge verschleiert und die Fangschiffe mit neuem Proviant versorgt werden. So bleiben einige Fangschiffe zusammen mit ihrer Crew zum Teil jahrelang auf See ohne jemals einen Hafen anzulaufen – “für die Crew an Bord und ihre Familien an Land eine unzumutbare Situation”, sagt Franziska Saalmann, Fischereiexpertin bei Greenpeace.

Wir kämpfen seit vielen Jahren für Schutzgebiete und nachhaltige Fischerei, damit die biologische Vielfalt in den Ozeanen erhalten bleibt. Greenpeace wird zu 100% von Privatpersonen finanziert. Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer regelmäßigen Spende.

Ein weiterer Auswuchs der Fischerei ist der Beifang. In den Netzen verfangen sich neben den kommerziell verwertbaren Fischen auch andere Meeresbewohner wie Jungfische, Schildkröten und sogar Haie und Kleinwale. Sie werden an Deck aussortiert und gehen tot oder schwer verletzt wieder über Bord – und sterben oftmals nach dem Rückwurf ins Meer. Industrielle Langleinenfischer, die viele tausend beköderte Haken an bis zu 100 Kilometer langen Leinen hinter sich her ziehen, gefährden beispielsweise zahlreiche Hai- und Seevogelpopulationen. 

Besonders hohe Beifänge erzeugt die Fischerei mit Grundschleppnetzen. Sie werden für den Fang von am Meeresboden lebenden Arten wie Plattfischen und verschiedenen Krebsarten eingesetzt. Um die vor dem Netz in den Sand geflüchteten Tiere aufzuscheuchen, werden oft tonnenschwere Ketten zwischen die Netzöffnung gespannt, die alles zerstören, was ihnen im Weg steht. 

Aber auch die Treib- und Stellnetzfischerei verursacht unerwünschte Beifänge. Ein Opfer: der Schweinswal, dessen zentraler Ostseebestand zu den am stärksten gefährdeten Walpopulationen gehört. Jährlich ertrinken viele Schweinswale und tausende Seevögel in den Maschen der Netze. Insgesamt machen Beifänge jährlich bis zu 40 Millionen Tonnen aus – ein gigantisches Verbrechen an der Meeresnatur. 

Um diesem massiven Problem zumindest ein bisschen entgegenzuwirken, darf laut EU-Beschluss seit Januar 2015 Beifang EU-weit nicht mehr zurück ins Meer geworfen werden, sondern muss mit an Land gebracht und auf die Fangquoten angerechnet werden. Heißt: Landet etwa eine Flunder im Thunfischnetz, muss sie mitgenommen und verkauft werden. Dieses Rückwurfverbot sollte Fischer:innen dazu bewegen, selektivere Netze und bestimmte Techniken einzusetzen, denn Forschungsergebnisse suggerieren, dass sich so der Beifang bestimmter Tiere wie Haie, Rochen und Schildkröten bei der Stellnetzfischerei deutlich reduzieren ließe. 

In der Umsetzung gibt es allerdings Probleme: Zum einen mangelt es an Kontrolle, weshalb  immer wieder und in großem Stil Beifang zurück ins Meer geschmissen wird. Zum anderen erzeugt das gut gemeinte Gesetz ein Schlupfloch für die Fischerei bedrohter Arten wie etwa Haie. Und: Das grundsätzliche Problem, dass die Meere überfischt werden, bekämpft das Rückwurf-Verbot nur am Rande. 

Das „Blue Hole“ („Blaues Loch“), 270 Seemeilen östlich der Küste Argentiniens, ist ein kaum bekanntes Eldorado der Artenvielfalt: Wale ziehen hier ihre Jungen auf. Auch Albatrosse, Pinguine und See-Elefanten schätzen die nährstoffreichen Gewässer an der Abbruchkante des südamerikanischen Kontinentalshelfs. Es ist aber auch ein Ort rücksichtsloser Überfischung, wie Greenpeace herausgefunden hat. Mehr als 500 Fangschiffe machten dort zwischen Dezember und April Jagd auf Tintenfische. Die Kopffüßler jedoch tragen entscheidend dazu bei, dass unsere Ozeane gesund bleiben: Sie transportieren Nährstoffe aus großer Tiefe an die Wasseroberfläche, dienen Seevögeln, Haien sowie Robben als Nahrung und helfen, Kohlenstoff am Meeresgrund zu speichern. Greenpeace-Aktive auf der Arctic Sunrise haben die unregulierte Fischerei am „Blue Hole“ wochenlang verfolgt, wie hier genauer zu lesen ist. . Immer wieder erlebten sie, wie der Fang auf Hoher See auf riesige Kühlschiffe umgeladen wurde – eine Praxis, die es den Reedereien erlaubt, Vorschriften zu umgehen und die Beute nachträglich weißzuwaschen. Greenpeace fordert einen deutlich besseren Schutz für die Meere. 

Greenpeace-Aktive bergen Geisternetze aus der Nordsee. Diese sind ein großes Problem, denn sie "fangen" und töten weiter Meerestiere.

Bild 1 von 3 © Bente Stachowske / Greenpeace

Greenpeace unterstützt Menschen wie die Aktivistin Fatou Samba im Senegal dabei, sich gegen internationale Fischereikonzerne zur Wehr zu setzen. Diese bedrohen die Lebensgrundlage ihrer Fischereigemeinschaft.

Bild 2 von 3 © Clément Tardif / Greenpeace

Auf einer Expedition in den indischen Ozean beobachtet Greenpeace einen Thunfischtrawler, zu dessen Beifang sogar Haie gehören.

Bild 3 von 3 © Abbie Trayler-Smith / Greenpeace

Wissenschaftler:innen, Behörden und Umweltschützende stehen vor einem Rätsel: Warum verendeten zu Jahresbeginn massenhaft Fische im Jasmunder Bodden?

Die Meere sind fast leergefischt. Zahlreiche Fischbestände stehen vor dem Zusammenbruch. Doch die Jagd geht weiter. Mit gigantischem Aufwand dringen Fangflotten in immer entferntere Gebiete vor.

Unser Verlangen nach Fisch übersteigt die Belastungsgrenzen des marinen Ökosystems bei weitem. Die Überfischung der Meere stellt damit eine große Bedrohung für die Meeresumwelt dar.

EU beschließt, die Fischerei auf Dorsch in der Ostsee einzustellen. Die Bestände sind durch jahrzehntelange Überfischung zusammengebrochen.

In vielen Fischereien gibt es Beifang. Das heißt, dass außer den Zielarten andere Arten ungewollt mitgefangen werden. In den meisten Fällen werden diese dann tot oder sterbend ins Meer zurückgeworfen.

Die Fischerei im Indischen Ozean wird nicht ausreichend kontrolliert: Rund ein Drittel der untersuchten Fischpopulationen gelten bereits als überfischt.

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